Man wollte Fakten schaffen, um den Entscheidungsträgern im Parlamentarischen Rat zu zeigen: Wir sind bereit! Auch die Oper wurde damals wieder aufgebaut, das kulturelle Frankfurt wollte einer Hauptstadt würdig sein. Wir haben auf Vorrat gebaut, erinnert sich der frühere Frankfurter Stadtkämmerer Ernst Gerhardt im hr-online-Interview.
Denn Berlin konnte nicht mehr Hauptstadt sein, als Insel in der sowjetischen Besatzungszone schien das aus Sicht der Westmächte unmöglich. Die Berlin-Blockade 1948 hatte diese Hoffnungen zerstört. Die Bewerbungsliste für einen vorläufigen Regierungssitz liest sich aus heutiger Sicht skurril: Braunschweig, Bamberg und Oldenburg waren ebenso im Gespräch wie Wiesbaden und Celle. Übrig blieben Kassel, Stuttgart, Bonn und eben Frankfurt. Es begann ein Kampf mit harten Bandagen.
Der Parlamentarische Rat gründete eigens eine Bundessitz-Kommission, die durch das Land reiste und sich ein Bild von der Lage in den Bewerberstädten machte. Stuttgart schied schnell aus dem Kampf um die Hauptstadt aus. Schließlich hatte sich die Stadt nie ernsthaft beworben, sondern lediglich zur Verfügung gestellt. Ernsthaft bemühte sich Kassel, doch den Nordhessen fehlte von Anfang an die politische Lobby. Zudem war die Stadt im Krieg noch stärker als Frankfurt zerstört worden, so dass der Wohnraum schon für die eigene Bevölkerung knapp war.
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